Nun kommt der Bürgerentscheid zum Isebek
Das von den Vertrauensleuten des Bürgerbegehrens "Für die Respektierung des Bürgerwillens in Eimsbüttel!" vorgeschlagene, moderierte Gespräch mit Bezirksvertretern über einen möglichen Kompromiss, aufgrund dessen die Bezirksversammlung gemäß § 32 Absatz 7 des Bezirksverwaltungsgesetzes dem Anliegen des Bürgerbegehrens in einer Form zustimmen könnte, die von den Vertrauensleuten gebilligt wird, ist am vergangenen Freitag ergebnislos zu Ende gegangen. Die Bezirksvertreter lehnten ein weiteres Gespräch ab. Damit wird nun der von fast 10.000 Eimsbüttlern durch Unterschrift beantragte Bürgerentscheid zur Erhaltung der grünen Gewässerlandschaft am Isebekkanal und gegen das Zumauern des U-Bahnhofs Hoheluftbrücke mit einem riesigen Fastfood-Büro-Komplex voraussichtlich am 1. Juli 2010 stattfinden.
"Ergebnisoffen" sollte das Kompromissgespräch geführt werden. So hatte es der erfahrene Moderator, der emeritierte Politikwissenschafts-Professor Gessenharter, mit den Gesprächsparteien vereinbart. Und darauf hatten sich die Vertrauensleute des Bürgerbegehrens auch sorgfältig vorbereitet: Auf Planzeichnungen und Profilschnitten hatten sie die gegensätzlichen Planungskonzepte einander gegenübergestellt, um die Verständigung über einen kompromissfähigen Mittelweg zu erleichtern. Unter der professionellen und fairen Leitung des Mediators fand zunächst auch eine Diskussion statt, in der die Gegensätze beider Parteien herausgearbeitet und strukturiert wurden. Doch als es dann dazu kommen sollte, in einem eigentlichen Kompromissgespräch aufeinander zuzugehen, holten der Bezirks-Baudezernent und der Architekt des ebenfalls anwesenden Investors eine Planzeichnung als schon fertiges Kompromissergebnis aus der Tasche, und die anwesenden Vertreter der Bezirksversammlung und des Bezirksamtes erklärten unisono, hierüber gebe es nun nichts mehr zu verhandeln. Von der zunächst vereinbarten Ergebnisoffenheit war auf Bezirksseite also nicht viel übrig geblieben.
Als die Vertrauensleute des Bürgerbegehrens dem Bezirk am 6. Januar dieses Jahres ein moderiertes Kompromissgespräch erstmals vorschlugen, hatten sie ausdrücklich hervorgehoben, dass eine substantielle Reduktion der Grundrissflächen und der Gebäudehöhe des geplanten riesigen Bürokomplexes vor dem U-Bahnhof die Voraussetzung sei für einen Verzicht auf den Bürgerentscheid. Das nun vom Bezirk als fertiges, nicht verhandelbares Kompromissergebnis vorgelegte Konzept, das lediglich geringfügige Abstriche an der Tiefgarage und an einer Gebäudeecke vorsah, änderte jedoch nichts an der erdrückenden Gesamthöhe, Breite und Baufläche des Gebäudes.
Der Bau eines "Büro-Kolosses" am Isebekkanal - überflüssig und sinnlos bei den derzeit 1.000.000 m² leerstehenden Büro- und Gewerbeflächen in Hamburg - hätte gravierende Folgen für Mensch und Natur:
● Der naturnahe Biotopverbund zwischen den Grünzügen am Isebekkanal und entlang der U-Bahnstrecke Hoheluftbrücke - Schlump würde durch den querstehenden, überhohen und überbreiten Baukörper unwiederbringlich zerstört. "Eine Unterbrechung des derzeit vorhandenen Biotopverbundes durch Gehölzrodung oder auch Bebauung hätte voraussichtlich bestandsgefährdende Folgen für die Fledermauspopulationen", warnt der Hamburger Fledermausexperte Werner Smolnik, der acht Arten dieser streng geschützten Tiergruppe am Isebekkanal nachweisen konnte, mit bemerkenswerter Häufung am Biotopknotenpunkt bei der Hoheluftbrücke.
● Der heute so wohltuende Ausblick vom U-Bahnsteig auf die grüne Gewässerlandschaft am Isebekkanal und auf den unmittelbar angrenzenden Gehölzbiotop - Lebensraum zahlreicher Vögel, die die auf dem Bahnsteig wartenden Menschen mit ihrem Gesang erfreuen - würde durch eine riesige, den Bahnhof völlig verdunkelnde Gebäudewand verstellt.
● Das von den früheren Stadtplanern bewusst so gestaltete städtische Landschaftsbild - mit Freistellung des U-Bahnhofs und Hervorhebung der gewollten Endpunkte der Klinkerbebauung mit eindrucksvollen, heute denkmalgeschützten, turmartigen Kopfbauten - würde bei Umsetzung der Bezirkspläne durch einen silhouettenstörenden, sichtraumbehindernden und maßstabsverändernden riesigen Baukörper verschandelt.
● Der Erholungswert des stark frequentierten Isebek-Wanderweges am Kaiser-Friedrich-Ufer - gleichzeitig viel genutzt von den Kindern, Eltern und Besuchern des Kindertheaterschiffs und des Kinderspielplatzes - würde durch Lärm und Abgase des zusätzlichen Kraftfahrzeugverkehrs der Tiefgarage und der neuen Gewerbebetriebe des Fastfood-Büro-Komplexes erheblich beeinträchtigt.
● Weitere Leerstände bei Büro- und Gewerbeflächen wären besonders im nahen Falkenriedquartier und in der Hoheluftchaussee zu erwarten, wenn der riesige Büroklotz mit seinen etwa 7.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche tatsächlich am Isebekkanal gebaut würde.
Unter der Überschrift "Leerstand und Neubau" charakterisierte der sach- und ortskundige Quartiersmanager des benachbarten Stadtteils Hoheluft-West, Mark Bloemeke, in einem Zeitschriftartikel den am Isebekkanal geplanten Fastfood-Büro-Komplex als einen
Der überwältigende Zuspruch zu den beiden Isebek-Bürgerbegehren - mit fast 13.000 und 10.000 Unterschriften - hat gezeigt, dass die meisten Eimsbüttler nicht anders denken, und dass sie den für die Naherholung im dicht besiedelten Kerngebiet so wichtigen Isebek-Grünzug unbeeinträchtigt erhalten wollen. Bei dem Bürgerentscheid "Für die Respektierung des Bürgerwillens in Eimsbüttel!" am 1. Juli werden sie nun Gelegenheit haben, die drohende Bausünde am Isebekkanal mit einem ebenso eindrucksvollen Votum zu stoppen.
Hinweis
Wenn Sie oben, in dem Absatz mit dem zweiten Aufzählungspunkt, oder auch hier auf "Gesang" klicken, dann erklingt der Gesang von Vogelarten, die auch in dem rodungsbedrohten Gehölzbiotop vor dem U-Bahnhof Hoheluftbrücke zu hören sind, und zwar in folgender Reihenfolge:
Zaunkönig – Heckenbraunelle – Klappergrasmücke – Mönchsgrasmücke – Gimpel – Ringeltaube – Rotkehlchen – Zilpzalp – Grünfink – Buchfink – Kohlmeise – Amsel